Dr. Helmut Muralter

Biografie als PDF mit Quellen und Literatur:

Kinderarzt

* 8. Juli 1911 in Neumarkt in der Steiermark

† 3. April 1968 in Salzburg

Straßenbenennung: Dr.-Muralter-Straße, beschlossen am 21. Oktober 1969

Lage: Leopoldskron; vom Höglwörthweg zum Goldschneiderhofweg.

 

Dr. Alois Muralter, „Supplent an der Landes-Ober-Realschule in Graz“, heiratete am 30. Juni 1910 in Neumarkt in der Steiermark Maria Kaiser. Der Sohn Helmut Otto Alois Muralter kam ein Jahr später am 8. Juli 1911 in Neumarkt zur Welt und wurde am 30. des Monats in der dortigen Pfarrkirche römisch-katholisch getauft. Nach der Matura studierte Helmut Muralter an der Universität Graz Medizin und promovierte am 17. Dezember 1934 zum Doktor der Allgemeinmedizin. Im Frühjahr 1935 trat er eine Stelle am Krankenhaus in Schwarzach im Pongau an, wechselte jedoch bereits wieder mit 1. Juni desselben Jahres an das Landeskrankenhaus Graz, wo er bis 30. September 1939 als Assistenzarzt tätig war. Als öffentlich Bediensteter war er von Dezember 1934 bis März 1938 Mitglied der Vaterländischen Front.

 

NS-Zeit

Einen Monat nach dem „Anschluß“ trat Helmut Muralter aus der katholischen Kirche aus und bezeichnete sich fortan als gottgläubig, drei Wochen später beantragte der knapp 27-Jährige am 17. Mai 1938 die Aufnahme in die NSDAP. Er wurde rückwirkend mit 1. Mai 1938 und der Mitgliedsnummer 6.302.717 in die Partei aufgenommen. Als Wohnort ist in der Gaukartei-Mitgliedskarte die Adresse Mozartgasse 12 in Graz eingetragen. Die zugewiesene Nummer aus dem „Illegalenblock“ honorierte seinen Einsatz für die NSDAP in der Zeit des Parteiverbots. Laut eigenen Angaben, die er im Rahmen einer Erhebung 1939 machte, war er bereits seit dem Frühjahr 1933 Mitglied der NSDAP, diese frühe Mitgliedschaft wurde offensichtlich von der Reichskanzlei jedoch nicht anerkannt. Im Entnazifizierungsverfahren nach 1945 gingen die Ermittlungsbehörden ebenfalls Hinweisen nach, denen zufolge Muralter bereits seit 1930 bzw. 1933 Parteimitglied gewesen war.

Helmut Muralter gehörte zudem der SA an, wo er zur Dienstleistung in der Hitlerjugend als Jungbannarzt des Jungbannes 554 (Graz-Land) beurlaubt war.

Am 26. Oktober 1940 heiratete Helmut Muralter am Standesamt Salzburg die 1918 in Salzburg geborene Diplom-Kinderschwester Elsa Martys. Ihre gleichnamige Mutter war als Malerin (lokal) bekannt, sie hatte in Salzburg, Linz, München und Wien Kurse belegt und stand mit Anton Steinhart, Alberto Susat und Max Peiffer Watenphul in Kontakt. Sie war 1886 in Prävali in der Untersteiermark als Elsa Wehrle zur Welt gekommen und hatte am 25. November 1907 in der evangelischen Pfarrkirche Leoben den „Artillerie-Hauptmann“ Vinzenz Martys geheiratet, der 54-jährig Ende Oktober 1920 in Salzburg starb. Ihr Vater war Alois Wehrle, Landesschützen-Oberleutnant a. D. und Beamter der Alpinen Montangesellschaft in Donawitz. Der Bruder Viktor Wehrle kam als Leiter des Truppenspitals im Ersten Weltkrieg nach Salzburg, ab 1918 war er am Landeskrankenhaus tätig und ordinierte in den 1920er Jahren zusätzlich in seiner Privatpraxis. 1926/27 eröffnete er mit dem „Sanatorium Wehrle“, geplant von Wunibald Deininger, seine eigene Anstalt. Dies sollte für Helmut Muralter und andere Teile der Familie am bzw. nach Ende der NS-Herrschaft von Bedeutung sein.

 

Im Dienst der NS-Medizin?

Am 1. Oktober 1939 wechselte Helmut Muralter als Assistent an die Klinik für Kinderheilkunde in Graz, im Sommersemester 1944 und Wintersemester 1944/45 war er offiziell wissenschaftlicher Assistent. Er war beinahe die gesamt Kriegszeit als Arzt in Graz tätig, wobei seine uk-Stellung mehrmals verlängert wurde (bis zum 31. Oktober 1941, 28. Februar 1942, 31. Juli 1942, 31. Dezember 1942, 30. Juni 1943, 31. Dezember 1943 und 31. Dezember 1944). Mitte Oktober bzw. Anfang November 1944 wurde er schließlich zur Wehrmacht eingezogen, über seine Verwendung ist nichts aktenkundig.

Neben seiner praktischen Tätigkeit in der Klinik referierte und publizierte Helmut Muralter fallweise zu Themen der Pädiatrie. 1942 erschien in der Fachzeitschrift „Archiv für Kinderheilkunde“ der Artikel „Über die Frühgeburtenpneumonie“, in dem er sich anhand von 156 in den zurückliegenden vier Jahren verstorbenen Säuglingen in der Grazer Klinik mit den Ursachen der Frühgeburtenpneumonie, deren Erkennung und medikamentösen Behandlung befasste. 1944 publizierte er erneut im „Archiv für Kinderheilkunde“ über „Eitrige Meningitis bei Neugeborenen“, wo er seine Erfahrungen des Krankheitsverlaufs anhand von acht Patientinnen und Patienten aus der Grazer Kinderklinik formulierte. Größere Aufmerksamkeit verdient ein Artikel in der „Wiener Medizinischen Wochenschrift“ in ihrer Ausgabe vom August 1944, in der über die „11. Wissenschaftliche Sitzung“ der „Medizinischen Gesellschaft Steiermarks“ berichtet wurde. Sie war am 3. März als „Gedenkfeier anläßlich des 100jährigen Bestandes des Kinderspitals in Graz“ abgehalten worden. Neben Vorstand Dr. Herbert Koch und anderen Kollegen referierte auch Helmut Muralter. Er „berichtet über ein Geschwisterpaar mit Dysostosis multiplex (Pfaundler-Hurler), von dem der 12jährige Knabe auch vorgestellt wird. Die typische Habitusanomalie einschließlich Zwergwuchs ist bei beiden Kindern voll ausgebildet. Beide haben schleierartige Hornhauttrübungen neben den schon mehrfach beschriebenen Veränderungen am Knochensystem; das 14jährige Mädchen ist außerdem schwachsinnig und weist Leber- und Milztumor auf. Störungen im Lipoidstoffwechsel nicht nachweisbar.“ Das zitierte Krankheitsbild Dysostosis multiplex beschreibt eine Störung der Knochenbildung bzw. des Knochenwachstums im Kindesalter. Das weitere Schicksal der beiden genannten Jugendlichen ist unklar. Ob deren Identität anhand von Akten der Grazer Kinderklinik überhaupt erhoben werden könnte, bleibt fraglich. Tatsache ist, dass die Diagnose „Schwachsinn“, wie sie in der Beschreibung des Mädchens vorkommt, während der NS-Zeit in den meisten Fällen einem Todesurteil gleichkam, da Kinder und Jugendliche mit einer derartigen Diagnose nach Berlin gemeldet werden mussten und in der Regel daraufhin in eine sogenannte Kinderfachabteilung kamen, wo sie gezielt getötet wurden. Weitere Forschungen über das Zusammenwirken der Grazer Kinderklinik und der Kinderfachabteilungen Graz-Feldhof bzw. Am Spiegelgrund in Wien sind hier notwendig. Ein direktes oder indirektes Mitwirken von Helmut Muralter an der „Kindereuthanasie“ ist aufgrund der aktuellen Forschungslage nicht nachweisbar.

 

Entnazifizierung

Helmut Muralter registrierte sich am 9. November 1945 beim Magistrat der Stadt Graz als Registrierungsbehörde I. Instanz. In seinem Meldeblatt gab er an, von Mai 1938 bis 27. April 1945 Mitglied der NSDAP und der SA gewesen zu sein, in der SA habe er von 1938 bis 1941 die Funktion eines Sturmarztes innegehabt. Von Oktober 1944 bis Kriegsende war er eingerückt. Diese Angaben wiederholte er im Herbst 1947 anlässlich der erneuten Registrierung im Zuge der Novellierung des Verbotsgesetzes. Mit 30. Oktober 1947 wurde er in Graz als „minderbelastet“ eingestuft.

Zu diesem Zeitpunkt hielt sich Helmut Muralter nicht mehr in der britisch besetzten Steiermark auf, er war im Dezember 1946 von Graz in die Stadt Salzburg in die Lasserstraße 35 übersiedelt. In diesem Haus wohnten seit 1920 seine Schwiegermutter Elsa Martys und sein Schwager Friedrich/Fritz Martys, der 1933 an der Universität Wien zum Mediziner promoviert hatte, zur Miete. Am 25. Oktober 1944 war bereits Muralters Frau Elsa mit dem ein Jahr alten Sohn hierher gezogen, wenige Tage vor Ende des Zweiten Weltkriegs zog mit Werner Wehrle ein weiterer Verwandter ein. Im Juli 1945 kehrte auch der Arzt Dr. Karl Heinz Martys von der Wehrmacht zurück. Insgesamt lebten ab Sommer 1945 also sechs Erwachsene und ein Kind in der Wohnung von Elsa Martys. Unmittelbar neben dem Haus Lasserstraße 35 befand sich die Privatklink Wehrle (Lasserstraße 37/Haydnstraße 18), die im November 1944 bei einem Bombentreffer schwer beschädigt worden war. Das Sanatorium wurde Mitte Juni 1947 von ihrem Leiter Dr. Viktor Wehrle wiedereröffnet, Fritz Martys war neben dem Klinikleiter als zweiter Arzt im Haus tätig. Auch Helmut Muralter begann im Sanatorium Wehrle 1949 erneut als „Facharzt für Kinderheilkunde“ zu arbeiten.

Anfang November 1947, also wenige Tage nachdem Helmut Muralter in Graz rechtskräftig als „minderbelastet“ eingestuft worden war, forderte der Magistrat Salzburg als Registrierungsbehörde eine „Abschrift des Meldeblattes sowie eines Auszuges aus der rechtskräftigen Registrierungsliste“ an. Sechs Wochen später übersandten die Grazer Behörden Abschriften des Meldeblattes 1945 und des Registrierungsblattes 1947 sowie zwei Abschriften von polizeilichen Erhebungen, die im Zuge der Registrierung gemacht worden waren. Aus letzteren ergibt sich ein etwas konkreterer politischer Lebenslauf von Helmut Muralter, der z. T. auf eigenen Angaben aus der NS-Zeit beruht: Von 1928 bis 1930 war er Mitglied des Steirischen Heimatschutzes, im Februar oder März 1933 trat er der NSDAP bei, wegen eines Ortswechsels war seine Mitgliedschaft von Winter 1934 bis Anfang 1937 unterbrochen, ab 1. Februar 1937 aber wieder aufrecht. Von Herbst 1933 bis Sommer 1934 gehörte er der illegalen SA an und war zu dieser Zeit SA-Arzt Anwärter. Nach dem „Anschluß“ trat er erneut in die nunmehr legale SA ein und wurde am 2. Juni 1938 Arzt des SA-Sturmes R 2/27. Laut der SA-Kartei der Kriminalpolizei Leoben war Helmut Muralter seit dem 30. Jänner 1941 SA-Obersturmführer (entspricht dem Dienstrang Oberleutnant in der Wehrmacht). Außerdem war er seit März 1938 Mitglied der Hitlerjugend, wohin er zunächst von der SA als Sanitäts-Obertruppführer überstellt worden war. Mitte Dezember 1947 bestätigte der Salzburger Magistrat den Empfang der Unterlagen und stellte noch die Rückfrage, mit welchem Tag Muralters Einstufungsbescheid rechtskräftig geworden war. Nach den Weihnachtsfeiertagen langte die Antwort aus Graz Mitte Jänner 1948 ein. Damit schien das Verfahren und die Behördenkommunikation zwischen Salzburg und Graz erledigt zu sein. Anfang Juni 1948 erhielt die Salzburger Registrierungsbehörde jedoch ein Aktenkonvolut aus der steirischen Landeshauptstadt, wonach „ein Teil“ der seinerzeit angeforderten Registrierungsunterlagen von Helmut Muralter „versehentlich“ in Graz zurückgeblieben war, „darunter auch der von Dr. Muralter am 29. 10. 1947 eingebrachte Einspruch“ gegen seine Aufnahme in die Registrierungslisten, der ja ein rechtsgültiges Dokument darstellte. „In der Beilage werden die restlichen Unterlagen zur Ergänzung des da. Registrierungsaktes übermittelt.“ Enthalten war auch eine „Erklärung zum Einspruch gegen die N.S.Registrierungsliste“, in der Muralter seine Mitgliedschaften zur NSDAP und zur SA zu relativieren versuchte, um der Registrierung und ihren Folgen zu entgehen. Er habe bezüglich der Mitgliedschaft in der NSDAP nach dem „Anschluß“ Angaben gemacht, „die sich nachträglich als unrichtig herausstellten u. daher nicht anerkannt wurden“ und sich „zu bewußten Unrichtigkeiten verleiten lassen“, so Muralter. Zwar habe er 1933 ein Aufnahmeansuchen gestellt, dieses sei aber vor dem Parteiverbot nicht mehr bearbeitet worden. „1938 habe ich zunächst in der Annahme, ich könnte 1933 doch noch aufgenommen worden sein, (…) 1933 als Eintrittsdatum angegeben. (…) Bezüglich der Angabe, von 1933–1934 illegaler SA-Mann gewesen zu sein, habe ich mir insofern eine Unrichtigkeit zuschulden kommen lassen, als ich eine Mitgliedschaft zum Deutschen Turnerbund, die 1933/34 einer korporativen Zugehörigkeit zur SA gleichzukommen schien, als persönliche Zugehörigkeit ausgelegt. Diese Mitgliedschaft wurde mir aber im Jahre 1938 nicht anerkannt, da ich keine Beläge für persönliche SA-Zugehörigkeit oder Betätigung erbringen konnte.“ Das Muster von Helmut Muralters Verteidigungsbrief glich vielen anderen. An das Ende seines Einspruchs gegen die Registrierung setzte er die Feststellung, dass er die Angaben, die ihn nunmehr als illegalen Nationalsozialisten belasteten, „in dem im Jahre 1938 herrschenden Taumel und in der Sorge um die Existenz“ geschrieben habe. Die Salzburger Registrierungsbehörde schloss das Verfahren gegen Muralter Ende Juni 1948 mit der Einstufung als „minderbelastet“ ab.

Parallel zu den Erhebungen in Graz und Salzburg interessierte sich auch die Staatsanwaltschaft beim Landesgericht Linz als Volksgericht für Helmut Muralters parteipolitische Vergangenheit, primär wegen seiner illegalen Mitgliedschaften bei der NSDAP bzw. deren Verbänden. Das eingeleitete Volksgerichtsverfahren nach §§ 10, 11 des Verbotsgesetzes 1947 wurde nach dem Gesuch Helmut Muralters vom Herbst 1950 um Ausnahme von der Behandlung als Illegaler und gnadenweise Niederschlagung des Verfahrens im Juli 1951 vom Bundespräsidenten, der vom Bundeskanzler bzw. vom zuständigen Bundesminister für Justiz vertreten wurde, eingestellt.

Nach Ende des Verfahrens erhielt Helmut Muralter 1951 die Kassenzulassung, musste jedoch aus gesundheitlichen Gründen nach wenigen Jahren seine kassenärztliche Tätigkeit wieder einstellen. 1967 trat er der Gesellschaft für Salzburger Landeskunde bei, doch nur wenige Monate später erkrankte er schwer und starb am 3. April 1968 mit 57 Jahren in Salzburg.

 

Straßenbenennung

In einer Übersicht für eine Besprechung von neu vorzunehmenden Straßenbenennungen vom September 1969 wurden als Vorgang XIV „3 bestehende Straßen vom Höglwörthweg zum Goldschneiderhofweg“ in Gneis-Morzg aufgelistet, wo eine neue Siedlungsanlage im Entstehen begriffen war. Ursprünglich sollten sie nach drei Politikern bzw. Wirtschaftstreibenden des ausgehenden 18. Jahrhunderts benannt werden. Von diesen Vorschlägen übernahm der Unterausschuss lediglich die Triendlstraße, Namensgeber war der Handelsherr Sigmund Triendl (1769–1809). Die beiden Politiker Johann Peter Metzger, Bürgermeister von Salzburg von 1775 bis 1795, und Raimund Felix Atzwanger (1742–1804) wurden gestrichen und durch die beiden kurz zuvor verstorbenen Ärzte Helmut Muralter und August Bauer ersetzt. Sämtliche Vorschläge fasste das Kulturamt noch am gleichen Tage in einem Amtsbericht zusammen und leitete diesen an den gemeinderätlichen Kulturausschuss weiter. Zu Helmut Muralter stand in den Erläuterungen: „Dr. Helmut Muralter, geb. 1911 in Neumarkt/Steiermark, gest. 1968 in Salzburg, studierte in Graz und promovierte dort zum Doktor der gesamten Heilkunde. 1948 kam er nach Salzburg, wo er zunächst als Hausarzt im Sanatorium Dr. Wehrle tätig war. Später eröffnete er seine Privatpraxis und erhielt 1951 die Kassenzulassung. Dr. M. galt als einer der bekanntesten und beliebtesten Kinderfachärzte der Stadt Salzburg. Im März 1968 erkrankte er schwer und starb kurze Zeit später im 57. Lebensjahr. Er wurde auf dem Friedhof Aigen unter großer Anteilnahme der Salzburger Bevölkerung zu Grabe getragen.“ Einen Vorgang im Stadtteil Itzling ausgenommen wurden sämtliche Benennungsvorschläge vom Kulturausschuss einstimmig angenommen. Der Stadtsenat verweigerte der Benennung der Straßen nach Helmut Muralter und August Bauer in seiner Sitzung vom 6. Oktober 1969 jedoch seine Zustimmung und forderte vom Kulturamt bzw. vom Kulturausschuss neue Vorschläge ein. Aus dem von Amtsrat Walter Strasser formulierten Nachtrag zum Amtsbericht lässt sich rekonstruieren, dass die Mitglieder des Stadtsenats eine Überbewertung der beiden kürzlich verstorbenen Ärzte durch eine Straßenbenennung sahen. Daher schlug Strasser als Alternative zu Muralter und Bauer die Benennung nach österreichischen Dichtern vor, da sich in der Nähe bereits entsprechend benannte Verkehrsflächen befänden. „Es würden sich in diesem Fall die Bezeichnungen KOLBENHEYERSTRASSE und RUDOLF-GREINZ-STRASSE, ev. auch RILKESTRASSE eignen.“ Eigentlich wollte das Kulturamt jedoch nicht von seinem Amtsbericht abrücken. Es bat „trotz der weisungsgemäß vorgelegten Alternativvorschläge nochmals den Stadtsenat, die im Straßenbenennungsunterausschuß, in den Klubs der Fraktionen und im Kulturausschuß bereits einhellig akzeptierten Anträge zur Benennung nach den beiden verstorbenen und überaus verdienstvollen Salzburger Ärzten Dr. Helmut Muralter und Dr. August Bauer zu beschließen.“ Und nicht zuletzt führte Strasser aus, „daß beide aus Bevölkerungskreisen kommenden Vorschläge bereits seit längerem evident gehalten wurden“. Würden die Benennungsvorschläge geändert, wäre dies „für die Stadt nun schwer zu begründen“, schließlich handle es sich bei den beiden verstorbenen Ärzten um Persönlichkeiten, „die bei der Bevölkerung Salzburgs sehr beliebt und geachtet waren“. Da beide Straßenzüge an der „Peripherie unserer Stadt“ lägen, könne „von einer Überbewertung gewiß keine Rede sein“. Um der Beibehaltung der Benennung nach Muralter Nachdruck zu verleihen, hatte das Kulturamt in der Zwischenzeit eine biografische Darstellung des Lebens und Wirkens Muralters von der Salzburger Ärztekammer angefordert. Eine Entscheidung sei „sehr dringend, da in den Verträgen der Baugesellschaft Achleitner mit den Siedlern noch die Anschriften fehlen und die bereits bezogenen neuen Objekte auch postalisch bisher keine Bezeichnungen tragen“. In den Protokollen des Stadtsenates gibt es keinen weiteren Hinweis auf eine erneute Erörterung. Der Gemeinderat der Stadt Salzburg beschloss die Benennung der „Dr.-Muralter-Straße“ in seiner Sitzung vom 21. Oktober 1969 einstimmig (19 SPÖ, 13 ÖVP, 8 FPÖ).