Anton Steinhart

Biografie als PDF mit Quellen und Literatur:

Maler, Zeichner, Fotograf

* 17. Jänner 1889 in Salzburg

† 11. Dezember 1964 in Salzburg

Straßenbenennung: Anton-Steinhart-Straße, beschlossen am 18. Oktober 1968

Lage: Josefiau; von der Faistauergasse parallel zur Alpenstraße bis zur verlängerten Michael-Pacher-Straße.

 

Der Maler, Zeichner und Fotograf Anton Steinhart wurde am 17. Jänner 1889 in Salzburg als Sohn des Möbelhändlers Wilhelm Anton Steinhart und der Barbara Zierhut geboren. Er besuchte die Realschule und Handelsschule in Salzburg. Schon während der Schulzeit nahm Steinhart von 1906 bis 1908 Unterricht bei Franz Hinterholzer. Auch während seiner Ausbildung zum Hotelfachmann in Paris und London 1908/09 befasste er sich mit Malerei, studierte und kopierte in den dortigen Museen Meisterwerke, arbeitete aber auch als Übersetzer und Modezeichner. Nach dem Tod des Vaters 1912 verbrachte er 1913 ein Jahr in Italien. Im Ersten Weltkrieg diente er als Freiwilliger an der russischen Front. Nach dem Krieg arbeitete er kurz bei der Salzburger Sparkasse, ehe er im von seiner Schwester Betty Platter geführten Fotogeschäft Ellinger angestellt wurde, das ab 1920 die Salzburger Festspiele dokumentierte. Neben seiner Fotografie-Ausbildung in München belegte er ebendort von 1919 bis 1922 Malkurse an der Akademie unter Adolf Schinnerer bei Joseph Ebertz und hielt Kontakte zu Anton Kolig, Alfred Kubin und insbesondere zu Anton Faistauer, mit dem er Ende der 1920er Jahre auch durch Südfrankreich bzw. 1926 nach Korsika reiste. Von seinen Reisen nach Italien und durch den Balkanraum brachte er Material nach Hause. Neben seiner Künstlerlaufbahn blieb er bis 1957 als Fotograf tätig.

Am 30. September 1922 heiratete Steinhart die am 24. Juli 1900 in Dillingen im Saarland geborene Else Berndt, 1925 werden sie Eltern einer Tochter, 1931 erwarben sie das Haus Nonnberggasse 13.

Im Jahr 1925 stellte Steinhart erstmals im Salzburger Künstlerhaus aus. Zehn Jahre später wurden seine Werke bei einer Ausstellung in der Neuen Galerie erstmals in Wien einem breiten Publikum präsentiert.

Spätestens ab 1934 war Steinhart Mitglied im Salzburger Kunstverein. Er war auch Mitglied des „Gral“, einer 1882 gegründeten „Salzburger Männervereinigung zur Pflege von Kunst und Wissenschaft“.

Seinen künstlerischen Durchbruch feierte Steinhart 1936 in der Sommerausstellung „Moderne Meister“. Der Galerist Friedrich Welz war fortan sein wichtigster Förderer. Im Jahr 1936 wurde Steinhart als ordentliches Mitglied der Wiener Secession aufgenommen, im gleichen Jahr wurden seine Bilder in der dortigen Frühjahrsausstellung gezeigt. Zu Steinharts künstlerischem „Markenzeichen“ wurden Rohrfederzeichnungen, die „auf seinen zahlreichen Reisen (Italien, Jugoslawien, Bretagne, Schweiz)“ ebenso entstanden, wie bei den Salzburger Festspielen, die er auch fotografisch dokumentierte.

 

NS-Zeit

1937 wurde Anton Steinhart zur Teilnahme an der Ersten Deutschen Kunstausstellung in München eingeladen, die drei von ihm eingereichten Gemälde wurden jedoch abgelehnt. Im Jahr darauf sollen seine Werke für die Ausstellung „Hilfswerk für deutsche bildende Kunst“ mit der Begründung, dass sie „dem Kunstwollen des Nationalsozialismus nicht entsprechen“ würden, ebenso abgelehnt worden sein.

Steinhart trat kurz nach dem „Anschluß“ der NSDAP bei, „auf Anraten von Kunstfreunden“, wie er sich später rechtfertigte. Ob er damit auf seine Freunde Friedrich Welz und Landesstatthalter Albert Reitter referenzierte, muss offen bleiben. Jedenfalls avancierte er „zu einem der finanziell erfolgreichsten Salzburger Künstler der NS-Zeit“, wie die Historikerin und Provenienzforscherin Susanne Rolinek festhält.

Anlässlich einer Ende April 1938 eröffneten Kollektivausstellung Steinharts in der Galerie Welz bekannte sich der Künstler zur „offiziellen NS-Kunstauffassung“. Die „Salzburger Zeitung“ paraphrasierte aus seiner Eröffnungsrede vom 26. April folgendermaßen: „Könne es denn einen Künstler geben, der nicht aus seinem nationalen Empfinden heraus, wie es ihm angeboren sei, schaffen müsse.“ Das „Salzburger Volksblatt“ zitierte ihn: „Es gibt keine wahre Kunst, die nicht national wäre. Jeder deutsche Künstler, der den Namen deutsch und Künstler zu Recht trägt, kann gar nicht anders malen, als deutsch! Die Zeit des jüdisch-marxistischen Geistes in der Kunst ist jetzt in Deutschland vorüber. Mancher Schwächling war ihr verfallen. Aber dem wirklich starken Kunstwillen konnte selbst diese Pest nichts anhaben. Jede Zeit hat die Kunst, die sie verdient.“

Landesstatthalter Reitter führte anschließend aus, der „Wille und der Kunstsinn des Führers biete volle Gewähr, daß nicht mehr volksfremdes, sondern wirklich völkisches, künstlerisches Schaffen das deutsche Volk emporführen werde. Mit Stolz könne Salzburg auf Anton Faistauer verweisen, der auch Anton Steinhart nachdrücklichst beeinflußt habe. Es sei erfreulich, daß Steinhart, wie gerade diese Ausstellung beweise, eine so glückliche künstlerische Entwicklung genommen habe, die man im Sinne nationalsozialistischer Anschauung über Kunstgesinnung und Kunstpflege wärmsten begrüßen dürfte.“

Steinhart war im Sommer 1938 auch in der Ausstellung „Ostmark – Stadt und Land“ in der Wiener Secession vertreten. Im darauffolgenden Jahr wurde seine Werke in München in der Ausstellung „Aus ostmärkischen Ateliers“ der Galerie Arnold gezeigt. Die „Eigenart der Ostmarkdeutschen kommt erst in Großdeutschland zur vollen Entwicklung“, hielt dazu das „Neue Wiener Tagblatt“ fest.

Im September 1940 fand sich Steinhart mit seiner Adresse Nonnberggasse 13 in der Liste der wegen Nichteinhaltung der Verdunkelungsbestimmungen in der Zeitung angeprangerten Personen, was sich aber nicht negativ auf sein Ansehen ausgewirkt haben dürfte. So war er etwa im August 1941 unter den Gästen des Gauleiters bei den Kriegsfestspielen 1941.

Die Galerie Welz stellte Anton Steinharts Werke regelmäßig aus, bei der Weihnachtsausstellung 1941 erwarb die Albertina bereits zum vierten Mal zwei seiner Werke. Anlässlich einer Ausstellung 1942, die auch der neu nach Salzburg bestellte Gauleiter Gustav Adolf Scheel besuchte, würdigte Welz, der zum Leiter der Landesgalerie aufgestiegen war, Steinhart in einem ausführlichen Artikel für das NS-Parteiblatt „Salzburger Zeitung“: „Wenn er auch sein großes Vorbild in Cézanne erblickt, so ist seine Kunst doch im Grunde eine Fortentwicklung des deutschen Impressionismus der nachmenzelschen Aera.“ Die Landesgalerie habe bereits acht graphische Blätter und drei Ölgemälde Steinharts erworben und damit den Künstler „auch sichtbar ausgezeichnet“. In das Inventarbuch der Landesgalerie wurden diese elf Werke Steinharts erst im März 1943 bzw. im April 1944 eingetragen. Während die acht graphischen Blätter – vier Rohrfederzeichnungen und vier Aquarelle – für insgesamt 1.320,- RM angekauft wurden, erwies sich Welz beim Erwerb der drei Ölgemälde als äußerst großzügig. Für die Bilder „Allee nach dem Regen“, „Kartoffelernte am Grundlsee“ und „Schloss Leopoldskron“ erhielt Steinhart je 3.000,- RM, insgesamt also 9.000,- RM.

Im Rahmen einer Ausstellung bei Welz im Jahr 1943 soll Anton Steinhart öffentlich für die Kunst Max Liebermanns eingetreten sein, „was damals leicht zu üblen Folgen hätte führen können“, wie die mit ihm persönlich befreundete Lotte Hausner-er schrieb, die als Lehrerin und NSDAP-Mitglied in der NS-Zeit jedoch selbst eine führende Position in der NS-Erziehung inne hatte.

Anton Steinhart blieb über die gesamte NS-Zeit ein gefragter Künstler, im Frühjahr 1943 war er mit einem Bild von Schloss Leopoldskron bei der Ausstellung „Junge Kunst im Deutschen Reich“ im Wiener Künstlerhaus vertreten, die „Österreichische Galerie des 19. Jahrhunderts“ in Wien erwarb das Ölbild „Allee in Leopoldskron“. 1944 zeigte die Gemäldegalerie des Museums in Salzburg Werke von Steinhart im Rahmen der Ausstellung „Von Klimt bis zur Gegenwart“. Im letzten Kriegsjahr tauschte sich Steinhart künstlerisch intensiv mit Anton Kolig aus.

 

Entnazifizierung

Anton Steinhart, mittlerweile Mitbesitzer der Fotofirma Ellinger, registrierte sich im Jahr 1946 als ehemaliges NSDAP-Parteimitglied von 1938 bis 1945. Er sei seinerzeit dem Rat von „Kunstfreunden“ gefolgt und habe versucht „mitzuhelfen, dass die Kunst in Österreich nicht ebenso geknechtet werde wie im Altreich“. Diese Hoffnung habe sich bald als falsch erwiesen, führte Steinhart in seinem Ansuchen um Entregistrierung aus: „Nur zu bald erkannte ich die Unmöglichkeit irgend eines Einschreitens in dieser Richtung.“ Steinhart bestritt, von seiner Mitgliedschaft profitiert zu haben und hielt fest, dass er „trotz mehrfacher Mahnungen“ keine Parteiveranstaltungen besucht habe. „Eine Aufforderung der Ortsgruppe Nonntal zur Mitarbeit in deren Kanzlei“ habe er „brieflich und entschieden“ abgelehnt. Steinhart wurde als „minderbelastet“ eingestuft. Zu seinem Förderer Friedrich Welz hielt Steinhart auch Kontakt, als dieser im Camp Marcus W. Orr („Lager Glasenbach“) als mutmaßlicher Kriegsverbrecher interniert war.

 

Nachkriegszeit

Die Nachkriegsjahre wurden zum Höhepunkt des Schaffens von Anton Steinhart, 1947 erschien die so genannte Festspielmappe mit Skizzen von Festspielaufführungen, die er in seinem Atelier auch Helene Thimig zeigte, die „tiefergriffen“ über die Blätter, welche „den Zauber der Salzburger Festspiele von einst einfangen“, gewesen sei und gefragt habe „Warum hat das [Max] Reinhardt nicht gesehen?’“. Im selben Jahr stellte Steinhart in Wien aus, die Albertina erwarb eine Reihe von Blättern, anlässlich einer Ausstellung im Salzburger Künstlerhaus vermerkte das sozialistische „Salzburger Tagblatt“, Steinhart sei „einer unserer eigenwilligsten Salzburger Maler und Zeichner“, „wirtschaftlich gutgestellt“, seine Werke hätten „Marktwert“.

In der aus dem VdU-Umfeld stammenden Zeitschrift „Berichte und Informationen“ schrieb Steinhart 1947 über „Die moderne Malerei“ und regte 1949 an, Salzburg solle sich beim Projekt des Vorhangs für das Salzburger Festspielhaus die Chance einer Gestaltung durch Anton Kolig nicht entgehen lassen. Anlässlich seines 60. Geburtstages veranstalteten sowohl die Albertina Wien als auch die Galerie Welz Ausstellungen. Landeshauptmann Josef Rehrl eröffnete, Welz regte in seiner Rede an, Steinharts Kunst zu Werbezwecken für Land und Festspiele zu nutzen.

Neben zahlreichen Ausstellungen in Österreich wurden Steinharts Werke auch international gezeigt. Der Künstler wurde mehrfach geehrt, darunter 1949 mit dem Professorentitel, 1956 mit dem Ehrenring sowie 1959 mit dem Ehrenbecher des Landes Salzburg und 1964 mit dem Ehrenring der Stadt Salzburg.

Anton Steinhart verstarb am 11. Dezember 1964 in Salzburg, er wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof beigesetzt.

 

Straßenbenennung

In der „Übersicht zur Straßenbenennungs-Besprechung des Unterausschusses am 11.6.1968“ waren unter „VIII BUWOG-Siedlung an der Alpenstraße“ zwei „Straßenstücke zwischen M[ichael] Pacher- u. Faistauergasse“ gelistet, für die die Benennung nach Anton Steinhart und Felix Harta, „beide Salzburger Maler“, vorgeschlagen wurde, schließlich waren die Straßen in dem von Franz Martin als Gebiet der Maler definierten Stadtraum situiert. Beide Vorschläge fanden in den Amtsbericht des Kulturamtes Aufnahme. Im Fall von Felix Albrecht Harta, der von den Nationalsozialisten als „Jude“ stigmatisierte wurde und daher nach dem „Anschluß“ aus Österreich fliehen musste, von 1939 bis 1950 im englischen Exil gelebt hatte, dann nach Salzburg zurückgekehrt und hier 1967 gestorben war, wurde bereits in der Vorlage an die politischen Gremien angemerkt, dass sich der FPÖ-Klub gegen die Benennung nach Harta ausgesprochen und stattdessen den in Salzburg verstorbenen Bildhauer Gustav Resatz als Alternative ins Spiel gebracht hatte. Gründe für die Ablehnung Hartas durch den FPÖ-Klub sind nicht aktenkundig. In den beiliegenden Erläuterungen wurde Anton Steinhart als „einer der profiliertesten Salzburger Maler und Graphiker“ bezeichnet, „der weit über die Grenzen Österreichs bekannt wurde, zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland; Arbeiten im öffentlichen Besitz großer Galerien in Wien, München, Florenz, Göteborg und in Kunstmuseen vieler Länder sowie in Privatbesitz. Sehr bekannt wurde auch Steinharts ‚Festspielmappe 1920 bis 1960‘.“ Der Kulturausschuss stimmte der Benennung in seiner Sitzung vom 15. Oktober 1968 zu und leitete die Unterlage an den Stadtsenat weiter. Die Liste der Straßenbenennungen scheint vom Senat akzeptierte worden zu sein, wobei von einem entsprechenden Treffen kein Protokoll vorhanden ist. In seiner Sitzung vom 18. Oktober 1968 beschloss der Gemeinderat der Stadt Salzburg die Benennung der „Anton-Steinhart-Straße“ einstimmig (17 SPÖ, 9 ÖVP, 7 FPÖ). „Der gesonderte Antrag betreffend Felix-Harta-Straße wurde jedoch gegen die Stimmen der FPÖ beschlossen.“